Wie entwickelt sich die Persönlichkeit des Hundes?

altersbedingte Persönlichkeitsmerkmale

Unsere Kenntnisse über den zeitlichen Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung von Hunden sind eher mangelhaft: Wir wissen nur wenig darüber, in welchen Lebensphasen die Persönlichkeit eines Hundes sich am intensivsten verändert und welches Ausmaß diese Veränderungen haben.der Natur der Besitzer-Hund-Bindung erfolgt, dass Hunde in Abwesenheit der Besitzer ein mäßiges Niveau von Stress erleben. Normalerweise sollte dieser milde Stress keine Tierwohl-Probleme verursachen, aber in einigen Fällen ist die Stressreaktion so intensiv, dass sie als Verhaltensproblem angesehen werden kann.

Um diese Prozesse besser zu verstehen, untersuchten Ethologen 217 Border Collies über den Zeitraum von vier Jahren. Die Altersspanne der untersuchten Hunde reichte dabei von 6 Monaten bis 15 Jahre. Die Persönlichkeit der Hunde wurde anhand einer Reihe von Persönlichkeitstests in mehreren Situationen untersucht und ausgewertet.

Welche Persönlichkeitsmerkmale verändern sich mit dem Alter und wie verändern sie sich?

Die Ergebnisse der Forschungsreihe zeigen, dass die Persönlichkeit der Hunde sich, ähnlich wie beim Menschen, mit zunehmendem Alter verändert. Diese Veränderungen finden nicht gleichmäßig statt, sondern periodisch: die verschiedene Persönlichkeitsmerkmale ändern sich in den verschiedenen Lebensphasen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, und in verschiedene Richtungen.

Beispielsweise wurde festgestellt, dass sich die Konzentrations- und Problemlösungsfähigkeit von Hunden bis zu einem Alter von ca. 6 Jahren kontinuierlich verbessert, sich danach aber kaum noch verändert.

Ihr Interesse an neuen Objekten und Reizen ändert sich dagegen bis zum 3. Lebensjahr nicht wesentlich, nimmt danach aber stetig und stark ab. Auch die Aktivität der Hunde zeigt mit steigendem Alter einen abnehmenden Trend. Bei diesem Merkmal ist jedoch zwischen dem späten Welpenalter (6–12 Monate) und der Adoleszenz (>1–2 Jahre) ein starker, sprunghafter Rückgang zu beobachten. Im späten Erwachsenen- (>6–8 Jahre) sowie im Seniorenalter (>8–10 Jahre) verändert sich diese Eigenschaft jedoch langsamer und in geringerem Maße.

Welche Eigenschaften bleiben mit der Zeit unverändert?

Die Untersuchungsreihe ergab, dass sich nicht alle Persönlichkeitsmerkmale mit dem Alter ändern: Die Forscher fanden nur eine schwache Tendenz bezüglich erhöhter Frustrationstoleranz im höheren Alter, während die Freundlichkeit gegenüber Menschen mit zunehmendem Alter unverändert zu bleiben scheint.
Besonders an dieser Forschungsreihe war, dass die Forscher die Persönlichkeitsveränderungen nicht nur zwischen den verschiedenen Altersgruppen untersuchten, sondern auch die langfristigen Veränderungen einzelner Hunde. Dabei wurden die Persönlichkeitsmerkmale von 37 getesteten Hunden vier Jahre nach dem ersten Test erneut erfasst und ausgewertet.

Die Ergebnisse bestätigen, dass die Persönlichkeit der Hunde auch eine stabile Komponente hat. So ergab sich im Vergleich der Hunde untereinander in Bezug auf 5 Persönlichkeitsmerkmale (Geselligkeit–Gehorsamkeit, Aktivität–Unabhängigkeit, Suche nach Neuheiten, Problemorientierung, Frustrationstoleranz) dieselbe Rangordnung trotz unterschiedlicher Messzeitpunkte. Daher erwiesen sich beispielsweise die aktivsten Hunde vier Jahre später immer noch als die Aktivsten.
Die einzelnen Individuen veränderten sich während der Untersuchungsdauer jedoch nicht gleichmäßig. Hunde mit einer „reiferen“ Persönlichkeit, die schon beim ersten Test weniger aktiv, weniger neugierig und bessere Problemlöser waren, veränderten sich in den folgenden 4 Jahren signifikant weniger als ihre „unreifere” Artgenossen.

Eine weitere interessante Tatsache ist, dass die Forscher mehrere Hunde mit altersbedingten geistiger und/oder sensorischer Beeinträchtigung identifizierten: Diese Hunde waren nicht in der Lage, die versteckten Leckerlis zu finden, und waren äußerst aktiv, was sich unter anderem durch Hin- und Herlaufen äußerte.
Die Richtung und das Ausmaß von Veränderungen der Persönlichkeitsmerkmale, die typischerweise mit dem Älterwerden verbunden sind, wurden kategorisiert. Eine starke Abweichung dieser Veränderungen kann auf verschiedene psychische oder körperliche Erkrankungen hindeuten.

Die Ergebnisse zeigen, dass altersbedingte Persönlichkeitsveränderungen bei Menschen und Hunden durch sehr ähnliche Prozesse gesteuert werden.

Quelle:

Turcsán, B., Wallis, L., Berczik, J. et al. 2020. Individual and group level personality change across the lifespan in dogs. Sci Rep 10, 17276.
https://doi.org/10.1038/s41598-020-74310-7

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