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Über Hunderassen und Neurobiologie

Hunderassen und Neuobiologie - LakeDog Newstrail

Keine wie die andere – oder doch?

Im Laufe der Jahrhunderte haben Menschen Hunde gezüchtet, um das gewünschte Aussehen und gewisse Persönlichkeitsmerkmale zu erreichen. So wurden Border Collies zum Hüten, Bluthunde zum Aufspüren und Golden Retriever als Familienhunde gezüchtet. Seit langem dreht sich alles um Aussehen und Fähigkeiten. Erst kürzlich stellte sich heraus, dass diese „Bastelei” viel tiefer ging.
Eine amerikanische Studie zeigte, dass nicht nur das Aussehen und Verhalten der Hunde verändert wurden: der Mensch hat sogar Form und Struktur des Hundegehirns modifiziert.

 

Um zu sehen, welche Auswirkungen die menschliche Selektion auf die graue Substanz hatte, untersuchten Erin Hecht und ihre Kollegen MRI-Gehirnscans von 62 reinrassigen Hunden, aus 33 verschiedenen Rassen.

Die Forscher fanden eine große Vielfalt in der Gehirnstruktur, die allein mit der Größe der Hunde oder der Form ihres Kopfes nicht erklärt werden konnte.

Was ist dann die Ursache für diese Gehirndiversität? Hat die Zucht etwas damit zu tun?

Um diese Frage zu beantworten, identifizierten die Forscher zuerst sechs Netzwerke der Gehirnregionen, die bei verschiedenen Hunden unterschiedlich groß waren. Sie fanden heraus, dass jedes dieser Netzwerke mit mindestens einem rassenspezifischen Verhaltensmerkmal (wofür die Hunde gezüchtet wurden) verbunden war. Des Weiteren untersuchten sie auch, wie und in wie fern sich diese Gehirnnetzwerke aufgrund der Verhaltensmerkmale unterscheiden.

📌 Sie fanden heraus, dass jedes der sechs Gehirnnetzwerke mit mindestens einem Verhaltensmerkmal korrelierte, z. B.:
Boxer und Dobermänner zeigten signifikante Unterschiede im Vergleich zu anderen Rassen in dem Netzwerk, das mit dem Sehen und Riechen verbunden ist.
Hunde, die früher für Kampfsport gezüchtet wurden (z. B. Bulldogge), zeigten Veränderungen im Netzwerk, das für Furcht-, Stress- und Angstreaktionen verantwortlich ist.

Spürhunde zeigten die Unterschiede interessanterweise nicht in den Regionen des Gehirns, welche die Gerüche wahrnehmen, sondern in den komplexeren Bereichen, die den Hunden helfen, diese Informationen zu verstehen und zu kommunizieren.

Die verschiedenen Hunderassen haben also anatomisch unterschiedliche Gehirne. Es scheint auch sehr wahrscheinlich zu sein, dass zumindest ein Teil dieser Unterschiede auf die selektive Zucht für bestimmte Verhaltensweisen (wie Jagen, Hüten und Bewachen) zurückzuführen ist.

So haben wir eine verständliche Erklärung dafür gefunden, warum sich ein Schäferhund wie ein Schäferhund, ein Dobermann wie ein Dobermann (und nicht wie ein Riesenpudel) usw. verhält.

Diese Erkenntnis ist bei der Beurteilung des Verhaltens unserer Hunde nicht zu übersehen: bei der Bewältigung eines Verhaltensproblems sollten wir uns deshalb immer fragen, ob sich der Hund in Bezug auf seine neurobiologischen Eigenschaften natürlich verhält. Auf diese Weise können wir unsere Erwartungen und Ziele viel realistischer definieren, was für den Erfolg der Verhaltenstherapie sehr wichtig ist.

Quelle:

Hecht, E. E., Smaers, J. B., Dunn, W. D. et al. (2019) Significant Neuroanatomical Variation Among Domestic Dog Breeds. In.: Journal of Neuroscience, 39 (39) 7748-7758.
https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0303-19.2019

Die Forscher haben in der Zwischenzeit die Studie weiterentwickelt und neue interessante Entdeckungen bezüglich Gehirnnetzwerke und Verhaltensmerkmale publiziert. Davon werden wir in einem anderen #Newstrail berichten.

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2022-03-12T08:16:32+01:00
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