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First-Night-Effect

First-Night-Effect - LakeDog Newstrail

Wie der Mensch, so der Hund?

Besuch bei Freunden, Urlaub im Hotel – Wenn wir in einem fremden Bett schlafen, kann uns der Fluch der ersten Nacht heimsuchen: man wälzt sich stundenlang im Bett, kriegt kein Auge zu, nickt kurz ein und schreckt jäh wieder auf aus dem leichten Schlaf.

Wenn wir die Nacht an einem fremden, ungewohnten Ort verbringen, achten wir unbewusst genauer auf unsere Umgebung und es dauert länger als sonst, bis wir nach dem Zubettgehen einschlafen können. Das wir uns nicht so leicht entspannen können deutet darauf hin, dass wir uns nicht sicher genug fühlen. Ist diese Zeit lang genug, verschlechtert sich auch die Schlafqualität.

Bei uns Menschen stehen die Länge der Einschlafdauer und eine schlechtere Schlafqualität mit unterschiedlicher Aktivität in der linken und rechten Hemisphäre in Verbindung. Dieses Phänomen tritt jedoch nur während der ersten Nacht an einem fremden Ort auf und ist beim zweiten Schlaf nicht mehr vorhanden.
Deshalb nennen es die Forscher den „First-Night-Effekt”.

Da unsere Hunde prinzipiell auch in einer geschützten menschlichen Umgebung schlafen, wurden die Forscher neugierig, was für eine Schlafqualität Hunde in einer ähnlichen Situation haben.

Leiden auch unsere Hunde an dem First-Night-Effekt?

Mit Hilfe von EEG-basierten Untersuchungen gelangen Reicher und ihre Kollegen zu dem Ergebnis, dass Hunde in der neuen Umgebung nur das Leichtschlafstadium (oberflächlichen Schlaf) erreichen, genau wie wir Menschen.

An dieser Experiment-Reihe nahmen anfangs 30 Hunde teil. Davon wurden diejenigen, die während der Aufzeichnungen nicht mindestens sechs Minuten NREM-Schlaf hatten (z. B. aufgrund von starkem Muskeltonus), ausgeschlossen. Die 19 Hunde, deren Daten für die Analyse verwendet wurden, waren 1–9 Jahre alt; 8 aus verschiedenen Rassen und 8 Mischlingen; 8 Rüden (3 davon kastriert) und 11 Hündinnen (9 davon kastriert).

Die Schlafqualität der Hunde wurde in einer Laborsituation untersucht: Sie legten sich zusammen mit ihren Besitzern hin und schliefen gemeinsam in einem Schlaflabor ein. EEG (Elektroenzephalographie)-Elektroden wurden an ihre Kopfhaut aufgesetzt, um die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen und grafisch darstellen zu können. Die Studie wurde völlig schmerzfrei durchgeführt, wobei eine möglichst angenehme Umgebung angeboten wurde, wie es bei der humanen Schlaflabor-Untersuchungen üblich ist. Mit dieser Methode erhielten die Forscher ein viel besseres Modell des realen Schlafmusters als wenn sie die Elektroden invasiv implantiert hätten.

Die Ergebnisse zeigten, dass bei den Hunden während des ersten Schlafs auch eine Asymmetrie auftrat: Die linke Hemisphäre ,,schlief tiefer’’ als die rechte.
Zum zweiten Mal war dies nicht mehr der Fall – genau wie beim Menschen.

Bei den Hunden hing das Phänomen jedoch nicht mit der Einschlaf- und Schlafdauer zusammen.

Quelle:

Reicher, V., Kis, A., Simor, P. et al. 2021. Interhemispheric asymmetry during NREM sleep in the dog. In: Sci Rep 11, 18817. https://doi.org/10.1038/s41598-021-98178-3

📌 Der Experten-Tipp für Menschen (womit sich quasi der Nachtwächter im Kopf austricksen lässt) lautet:

Um sich heimisch zu fühlen, sollte der Schlafsuchende vertraute Gegenstände mitbringen, beispielsweise sein Kopfkissen.

Nun, da es bewiesen wurde, dass die Ursachen grundsätzlich dieselben sind, scheint diese Vorgehensweise bei Hunden auch sinnvoll zu sein.
Da die Forscher dieses Phänomen erstmals bei Hunden untersucht haben, gibt es noch viele spannende Fragen zu beantworten. Beispielsweise: Haben Hunde, die im Garten schlafen und/oder das Haus bewachen, stärkere hemisphärische Asymmetrien, d. h. eine bessere Überwachung ihrer Umgebung?

Die Forscher betonten auch, dass es noch viele Bereiche gibt, sogar innerhalb der Schlafforschung, die für unsere vierbeinigen Freunde interessant sein könnten. Z. B. die Weckreaktion durch das Schlafapnoe-Syndrom, die nicht nur beim Menschen, sondern auch bei einigen kurzköpfigen Hunderassen (wie dem Mops oder der Französischen Bulldogge) zu beobachten ist.

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2022-03-12T07:59:54+01:00
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