Über talentierte Hunde – Teil 2

Wer hätte das gedacht?

In einer aktuellen Studie untersuchten die Forscher ob und in wie fern Hunde fähig sind, Wörter (Objektnamen) zu erlernen. In der Experimentreihe nahmen 34 „naive“ Hunde (Probanden, die vorher keine Wortkenntnisse hatten) und 6 erwachsene Hunde, die schon mindestens 15 Spielzeugnamen kannten (word knowledgeable adult family dogs = WK-Hunde) als Kontrollgruppe teil.

Wie wurde das Wissen der WK-Hunde vorher ausgewertet?

Während eines Basistests forderten die Besitzer die Hunde auf, die einzelne Spielzeuge aus einem nicht sichtbaren Bereich (anderen Raum) zu holen. Bei jedem Versuch baten die Besitzer die Hunde ganz normal, das Spielzeug mitzubringen, indem sie „Bring !“ aussprachen. Die Hunde hatten eine Auswahl zwischen 12 – 20, auf den Boden gelegenen Spielzeugen zu treffen. Nach jeweils 4/5 Versuchen wurde ein weiterers Set von 5 zufällig ausgewählten Spielzeugen dazugelegt, damit die Anzahl der Spielzeuge (und der Wahlmöglichkeiten) nicht immer geringer wird. Die Anzahl der Versuche variierte je nachdem, wie viele Spielzeugnamen die Hunde angeblich kannten.

Als sie das Kommando hörten, liefen die Hunde in den anderen Raum, wählten ein Spielzeug aus und brachten es dem Besitzer. Wenn die Hunde einen Fehler machten, wiederholte der Besitzer seinen Wunsch, dieser wiederholte Versuch wurde jedoch bei der Analyse der Ergebnisse nicht berücksichtigt.
Alle 6 Border Collies, die in dem Basistest teilnahmen, waren überdurchschnittlich erfolgreich.

Wie sah das Trainingsprogramm, das alle Hunde absolvierten sollten aus?

Das intensive Trainingsprogramm dauerte 3 Monate und bestand aus mehreren, täglich etwa 5–10 minütigen Spieleinheiten, bei denen die Besitzer den Hunden das Spielzeug zeigten und wiederholt den Namen des Spielzeugs aussprachen. Danach folgte ein Werf- oder Zerrspiel und das Spielzeug wurde den Hunden übergeben, wobei die Besitzer immer wieder den Namen des Spielzeuges wiederholten. Zum Schluss forderten die Besitzer die Hunde auf das Spielzeug zu bringen. Die Hunde wurden dabei mit Lob und/oder Futter belohnt (abhängig von der Motivation jedes einzelnen Hundes).
Die Spielzeuge wurden einzeln, immer eines nach dem anderen eingeführt. Sobald die Besitzer und der Trainer bemerkten, dass die Hunde zwei Spielzeuge anhand ihres Namens unterscheiden können, wurden gleichzeitig weitere Spielzeuge eingeführt, wieder eines nach dem anderen. Während der 3 Monate wurden die Besitzer jede Woche von einem der Forscher, der ein erfahrener Hundetrainer ist, individuell angeleitet.

Wie wurde das Lernergebnis der Hunde ausgewertet?

Alle Hunde wurden nach dem ersten, zweiten und dritten Monat getestet, ob sie die ersten beiden ihnen vorgestellten Spielzeuge unterscheiden können. Das Testprotokoll war mit dem des Basistests ähnlich, es waren aber nur 2 Spielzeuge vorhanden. Die Position der beiden Spielzeuge wurde semi-randomisiert (dasselbe Spielzeug durfte nicht mehr als zweimal hintereinander an derselben Position platziert werden). Das gleiche Spielzeug durfte nicht mehr als zweimal hintereinander angefordert werden. Nach jedem Versuch wurde das Spielzeug, das der Hund ausgewählt hatte, in den anderen Raum zurückgetragen, sodass immer zwei Spielzeuge zur Auswahl vorhanden waren. Dieser Test bestand aus 12 Versuchen, sechs für jedes einzelnen Spielzeug. Jeden Monat wurden die Hunde, die die ersten beiden Spielzeugnamen erfolgreich gelernt haben, auf alle weiteren, neu eingeführten Spielzeuge auf dieselbe Weise getestet.

Zu welchen Ergebnissen führte die Forschungsreihe? Wie viele Wörter können Hunde tatsächlich erlernen?

Nur 7 Probanden (1 erwachsener „naiver“ Hund, Oliva, und alle 6 WK-Hunde) gelang es die 2 Spielzeugnamen zu lernen, mehr Spielzeuge konnten deshalb nur in ihrem Training eingeführt werden.
Die Anzahl der Wörter, die diese Hunde während des Experiments gelernt haben, war folgende:
1. Monat: Gaia 11, Max 7, Whisky 2, Squall 4, Nalani 6 und Rico 4 und Oliva 10.
2. Monat: Gaia 23, Max 14, Whisky 8, Squall 11, Nalani 12 und Rico 8 und Oliva 21.
3. Monat: Gaia 37, Max 21, Whisky 16, Squall 19, Nalani 16 und Rico 10. (Oliva konnte nicht weiter getestet werden, da sie leider verstorben ist.)

Trotz intensivem Training, mit Ausnahme dieser 7 Hunde, zeigte die Mehrheit der Hunde, unabhängig von ihrem Alter, keine Anzeichen von Objektnamen-Kenntnissen. Die Leistungen der Welpen waren nicht besser, als die von den erwachsenen Hunden. Es gibt nur ein Haken an der Sache, Hunde können entweder viele, oder gar keine Wörter lernen (alles oder nichts).

6 von den 7 Hunden kannten bereits einige Namen ihrer Spielzeuge, als die Forschung begann. Der siebte Hund, Oliva hatte aber vorher keine Namen gelernt, und trotzdem in nur zwei Monaten gelang es ihr 21 Spielzeugnamen zu erlernen. Dies kann darauf hindeuten, dass dazu keine vorherigen Erfahrungen gebraucht werden.
Die Fähigkeit, Objektnamen zu erlernen, scheint daher nur wenigen außergewöhnlichen Hunden gegeben zu sein.

Quelle:

Fugazza, C., Dror, S., Sommese, A. et al. 2021. Word learning dogs (Canis familiaris) provide an animal model for studying exceptional performance. In: Sci Rep 11. 14070.

https://doi.org/10.1038/s41598-021-93581-2

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