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Kommunikationsfähigkeit und Rasse

Kommunikation und Rasse - LakeDog Newstrail

Ist die Kommunikationsfähigkeit der verschiedenen Hunderassen gleich?

Kommunikationsfähigkeit bedeutet auch, Botschaften anderer richtig zu interpretieren. Dazu gehört gute Aufmerksamkeit sowie Signale aus Mimik, Gestik und Körperhaltung zu entschlüsseln und entsprechend darauf zu reagieren. Handzeichen und ähnliche Signale der Körpersprache sind ein wesentliches Element der Kommunikation mit unseren Hunden.

Können alle Hunde unsere Handzeichen genauso gut verstehen?

Gácsi und ihre Mitarbeiter untersuchten diese Frage in zwei Untersuchungsreihen, mit Hilfe eines sogenannten Futter-Objekt-Tests (mit zwei Wahlmöglichkeiten), der in beiden Untersuchungen gleich aussah:
Der Experimentleiter legte ein Leckerli in einen der beiden Töpfe, sodass der Hund dies nicht sehen konnte. Dann legte er die beiden Töpfe mit einem Abstand von 2 Metern zueinander und zu dem Hund auf den Boden. Dann nahm er Blickkontakt mit dem Hund auf und zeigte auf den Topf, indem sich die Belohnung befand. Nachdem seine Hand wieder in der Ausgangsposition war, ließ der Besitzer den Hund frei, der dann zwischen den Töpfen wählen konnte. Die Belohnung wurde 10-mal in den Topf rechts und 10-mal in den Topf links gelegt, in zufälliger Reihenfolge (aber nicht mehr als zweimal hintereinander auf die gleiche Seite).

Untersuchungsreihe Nr. 1

Bezüglich ihrer Kooperationsbereitschaft können Arbeitshunderassen in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden: a) visuell kooperative Rassen und b) unabhängig arbeitende Rassen. Visuell kooperative Rassen arbeiten in ständigem Blickkontakt mit den Menschen zusammen (z. B. Schäferhunde, Jagdhunde). Unabhängig arbeitende Rassen dagegen, arbeiten ohne Blickkontakt selbstständig (z. B. Erdhunde, Herdenschutzhunde, Schlittenhunde).

Die untersuchten Gruppen (visuell kooperative Rassen*, unabhängig arbeitende Rassen**, Mischlingshunde***) umfassten jeweils 30 Hunde.

Alle drei Gruppen wählten den Topf mit der Belohnung häufiger, als man durch Zufall erwarten würde, aber die visuell kooperativen Rassen schafften es – wie erwartet – öfter als die anderen untersuchten Gruppen.

Demnach haben Hunde eine genetische Prädisposition für soziale Reize in kooperativen Situationen: Visuell kooperative Rassen wurden so gezüchtet, dass sie den visuellen Hinweisen der Menschen mehr Aufmerksamkeit schenken, deshalb nahmen sie die menschlichen Hinweise mit größerer Wahrscheinlichkeit wahr und waren von anderen Faktoren (wie z. B. wo sich die Belohnung in der vorherigen Aufgabe befand) weniger beeinflusst.

Untersuchungsreihe Nr. 2

Die Verteilung der Neuronen, die für die Verarbeitung in das Auge gelangender visueller Informationen verantwortlich sind, unterscheidet sich zwischen den Hunden mit verschiedenen Kopfformen: In den Augen von dolichozephalen („langköpfigen“) Hunden bilden diese Zellen ein gleichmäßiges Band, sodass sie ein Panorama sehen können, während in den Augen von brachyzephalen („kurzköpfigen“) Hunden diese Zellen im Zentrum des Gesichtsfeldes dicht und an der Peripherie weiniger dicht (wie bei Menschen) verteilt sind. Dies kann dazu führen, dass kurzköpfige Hunde in der Mitte ihres Gesichtsfeldes schärfer sehen und ihre Aufmerksamkeit deshalb stärker auf den Kommunikationspartner richten, wodurch sie möglicherweise weniger durch andere visuelle Reize aus der Peripherie gestört werden.

Die untersuchten Gruppen (langköpfige Hunde****, kurzköpfige Hunde*****) umfassten jeweils 25 Hunde.

Beide Gruppen wählten den Topf mit der Belohnung häufiger als durch Zufall erwartet, jedoch waren die kurzköpfigen Rassen erfolgreicher, als die langköpfigen Hunde.

Die Kommunikationsfähigkeit der Hunde wird also auch durch Unterschiede in morphologischen Merkmalen beeinflusst: Kurzköpfige Hunde können sich besser auf signalgebende Menschen konzentrieren. Diese Ergebnisse stützen auch eine frühere Vermutung der Forscher, dass bei kurzköpfigen Hunden nicht das babyähnliche Aussehen im Mittelpunkt der Selektion stand, sondern die bessere Kommunikationsfähigkeit.

Untersuchte Hunderassen:
* Australian Shepherd, Belgischer Schäferhund, Border Collie, Briard, Golden Retriever, Holländischer Schäferhund, Irish Setter, Kelpie, Labrador Retriever, Ungarischer Vizsla, Mudi, Deutscher Schäferhund, Deutsch Kurzhaar, Puli, Pumi, Shetland Sheepdog, Schottischer Schäferhund, Tibetischer Terrier, Weimaraner
** Alaskan Malamute, Bloodhound, Basset Hound, Beagle, Bedlington Terrier, Cairn Terrier, Transylvanischer Laufhund, Hannoverscher Schweisshund, Jack Russell Terrier, Kaukasischer Schäferhund, Komondor, Kuvasz, Ungarischer Windhund, Parson Russell Terrier, Pyrenäenberghund, Welsh Terrier, West Highland White Terrier, Whippet
*** nicht-reinrassige Hunde wurden in diese Gruppe aufgenommen
**** Afghanischer Windhund, Englisch Setter, Bedlington Terrier, Dobermann, Foxterrier, Podenco Ibicenco, Irish Setter, Ungarischer Windhund, Russischer Windhund, Shetland Sheepdog, Dackel, Welsh Terrier, Whippet
***** Amerikanische Bulldogge, Englische Bulldogge, Boxer, Bullmastiff, Cavalier King Charles Spaniel, Chow-Chow, Französische Bulldogge, Dogo Canario, Mops, Rottweiler, Sharpei, Staffordshire Bullterrier, Tibet Spaniel

Quelle

Gácsi, M., McGreevy, P., Kara, E. et al. 2009. Effects of selection for cooperation and attention in dogs. Behav Brain Funct 5, 31. https://doi.org/10.1186/1744-9081-5-31

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2022-08-25T12:37:48+02:00
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