Blickkontakt als Kommunikationsmittel

Was die Forschung dazu sagt

Augenkontakt spielt eine grundlegende Rolle in der menschlichen Kommunikation und Beziehungen. Wenn wir uns während eines Gesprächs in die Augen schauen, zeigen wir damit an, dass wir einander Aufmerksamkeit schenken. Allerdings kommunizieren wir nicht ausschließlich mit unseren Artgenossen, sondern auch mit unseren vierbeinigen Freunden durch Blickkontakte.
Hunde achten empfindlich auf die Blickrichtung der Menschen, was ihnen dabei hilft festzustellen, ob eine Nachricht für sie relevant oder irrelevant ist. Der Augenkontakt zwischen Hund und Besitzer erhöht das Oxytocin-Level auf beiden Seiten, was wiederum die soziale Bindung stärkt.

Aber ist die Tendenz Blickkontakt mit den Menschen aufzunehmen, bei den verschiedenen Hunderassen gleich ausgeprägt?

Forscher der ELTE Universität (Budapest, Ungarn) haben vier Faktoren untersucht, die bei den Hunden die Häufigkeit der Blickkontakte beeinflussen können: Kopfform, ursprüngliche Funktion der Rasse, Alter und Persönlichkeit.
Bei den 130 teilnehmenden Familienhunden wurde zuerst die Länge und Breite des Kopfes gemessen, weil diese stark mit ihrem Sehvermögen in Verbindung stehen. Boxer, Bulldogge, Mops und andere kurzköpfige Hunde sehen prinzipiell aufgrund der Struktur ihrer Netzhaut einen schärferen Fokus in der Mitte ihres Sichtfelds. Im Gegensatz dazu sehen langköpfige Hunde (wie z. B. Windhunde) ein breites Panoramabild, weil die Neuronen, die die Informationen verarbeiten, gleichmäßiger in ihrer Netzhaut verteilt sind. Wenn sie sich auf etwas in der Mitte ihres Sichtfeldes konzentrieren müssen, lassen sie sich deshalb leichter durch andere visuelle Reize aus der Peripherie ablenken.
Im anschließenden Verhaltenstest initiierte der Experimentleiter zunächst ein Spiel mit dem Hund und maß danach, wie schnell und wie oft der Hund während einer Fünf-Minuten-Dauer Blickkontakt mit ihm aufnahm. Der Experimentleiter sagte nichts und blieb regungslos, bis der Hund ihn ansah. Jedes Mal, wenn der Hund ihn ansah, warf er ihm ein Leckerli zu. Währenddessen saß der Besitzer/in schweigend auf einem Stuhl. Es wurde auch gemessen, wie viel Zeit nach dem Verzehr des Leckerlis bis zum nächsten Blickkontakt verging.
Die Ergebnisse zeigen, dass je kürzer der Kopf eines Hundes ist, desto schneller nimmt er Blickkontakt mit dem Experimentleiter auf. Vielleicht ist dies darauf zurückzuführen, dass sie das menschliche Gesicht aufgrund des Aufbaus ihrer speziellen Netzhaut schärfer sehen. Jedoch ist es immer noch nicht auszuschließen, dass die Besitzer mit diesen Hunden öfter Blickkontakt aufnehmen, weil ihre Hundegesichter eher an Gesichter von Kleinkindern erinnern. Aus diesem Grund könnten kurzköpfige Hunde „erfahrener im Blickkontakt” sein.
Die Forscher untersuchten auch, ob die ursprüngliche (bei der Selektion bevorzugte) Funktion der Rassen die Aufnahme des Blickkontakts beeinflusst. Visuell kooperative Rassen (beispielsweise Schäferhund) folgen bei ihrer Arbeit den Handzeichen der Hundeführer, sind auf seine Anweisungen angewiesen. Die visuell nicht kooperativen Schlittenhunde dagegen können sich nur auf Pieptöne verlassen, wenn sie vor dem Fahrer laufen. Auch Erdhunde können während ihres Kampfs auf Leben und Tod ihren Hundeführer nicht sehen. In diesen beiden Hauptuntersuchungsgruppen (visuell kooperativ/nicht kooperativ) waren sowohl langköpfige als auch kurzköpfige Hunde gleichmäßig vertreten.
Wie erwartet, nahmen Hunde, die für visuell geführte Arbeit gezüchtet wurden, schneller Augenkontakt auf als diejenigen, die für sprachgeführte oder selbständige Arbeit selektiert wurden.
Interessanterweise waren Mischlingshunde genauso erfolgreich, obwohl 70% von ihnen aus dem Tierheim adoptiert wurden. Es wäre möglich, dass ihre gesteigerte Bereitschaft, Augenkontakt aufzunehmen, ganz unbewusst eine wichtige Rolle bei ihrem Adoptionserfolg spielte.
Es hat sich außerdem gezeigt, dass es alternden Hunden schwerer fällt, ihre Aufmerksamkeit zu koordinieren und mit dem Fressen aufzuhören, um das Gesicht des Experimentleiters anzuschauen. Die Abnahme der Bereitschaft Augenkontakt aufzunehmen, scheint daher ein natürliches Anzeichen des Alterns zu sein.
Laut der Forschung beeinflussen eine Reihe von Faktoren gleichzeitig die Kommunikation zwischen Hund und Mensch. Von diesen spielen mindestens vier Faktoren eine wichtige Rolle dabei, wie häufig unser Hund uns ansieht: Kopfform, Rasse, Alter und Persönlichkeit des Hundes.
Die Ergebnisse zeigen, dass jüngere, kurzköpfige, kooperative und verspielte Hunde am meisten Blickkontakt mit den Menschen aufbauen.

Quelle

Bognár, Z., Szabó, D., Deés, A. et al. 2021. Shorter headed dogs, visually cooperative breeds, younger and playful dogs form eye contact faster with an unfamiliar human. In: Sci Rep 11,** **9293. https://doi.org/10.1038/s41598-021-88702-w

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2024-10-21T12:52:34+02:00
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