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Über talentierte Hunde – Teil 1

Talentierte Hunde 1 - LakeDog Newstrail

Wer hätte das gedacht?

Mit Begabung oder Talent wird ein Aspekt bezeichnet, welcher zu besonderer Leistungsfähigkeit eines Individuums auf einem bestimmten Gebiet beiträgt. Es ist ein bekanntes, etabliertes Phänomen, das in verschiedenen menschlichen Aktivitäten wie Musik, Mathematik und Linguistik vorhanden ist.

Wie entwickelt sich das Talent?

Seit Galtons Monografie, Hereditary Genius wird über die Herkunft der individuellen Variation kognitiver Fähigkeiten diskutiert. Während einige Autoren vermuten, dass genetische Faktoren die bedeutendste Rolle spielen, meinen andere, dass überwiegend die Umwelt und die bewusste Vorgehensweise dafür verantwortlich sind.
Es besteht noch heute kein Konsens darüber, wie sich das Talent entwickelt. Beispielsweise wird angenommen, dass die individuellen Unterschiede in den mathematischen Fähigkeiten des Menschen aus der Zusammenwirkung mehrerer verschiedener Faktoren stammen: wie z. B. ein umfangreiches Netzwerk kognitiver Fähigkeiten und mathematisches Wissen, welche durch spezifische Aspekte der Motivation unterstützt werden.

Einige Individuen zeigen jedoch ein außergewöhnliches Talent in einem bestimmten Bereich, die sogenannten Genies. Die Faktoren hinter ihrer außergewöhnlichen Leistung sind bisher unbekannt. Albert Einstein und Wolfgang Amadeus Mozart sind bekannte Beispiele für dieses Phänomen.

Existieren talentierte Individuen oder sogar Genies unter den Hunden auch?

Um diese Frage zu beantworten, wurden die sprachlichen Fähigkeiten (hier wird die Fähigkeit, Wörter zu lernen gemeint) der Hunde neulich untersucht, da Hunde beim Wortlernen über ähnliche funktionale (einige Gehirnregionen betreffende) Eigenschaften verfügen wie wir Menschen.
Frühere Studien über diese Fähigkeit der Hunde berichteten nur von wenigen Fällen, in denen Hunde (von denen die meisten Border Collies waren) in der Lage waren, den Namen mehrerer Objekte zu lernen. Bei diesen Studien war die Teilnehmerzahl sehr gering: es wurden immer einzelne Hunde untersucht und nur einmal kam es vor, dass drei Hunde gleichzeitig als Probanden in den Experimenten teilnahmen.

Diesmal stellte sich vor allem die Frage, ob Wortlernen eine kognitive Fähigkeit ist, die normalerweise bei allen Hunden, generell zu beobachten ist, oder ob diese Fähigkeit nur für wenige Individuen mit außergewöhnlichem Talent zur Verfügung steht.

Fugazza und ihre Mitarbeiter konstruierten eine Experimentreihe, in der sowohl Welpen als auch ausgewachsene „naive” Hunde (Probanden, die vorher keine Wortkenntnisse hatten) über einen Zeitraum von 3 Monaten systematisch und intensiv auf das Erlernen von mindestens zwei Objektnamen trainiert wurden. Die Forscher bewerteten jeden Monat mit einem streng kontrollierten Testverfahren den Lernerfolg der 34 naiven Hunde (davon waren 18 Border Collies).
Neben den „naiven” Hunden nahmen im selben Trainings- und Testprogramm auch sechs erwachsene Hunde, die schon mindestens 15 Spielzeugnamen kannten (word knowledgeable adult family dogs = WK-Hunde) teil. Alle der WK-Hunde waren Border Collies. Vor dem Beginn des Trainingsprogramms nahmen diese sechs Hunde an einem strengen Basistest teil, um ihr Wissen über die Namen der Spielzeuge festzustellen.

Die Forscher stellten folgende Hypothesen auf:

Die Fähigkeit, Spielzeugnamen zu erlernen, würde bei den einzelnen Hunden sehr unterschiedlich sein.
Entwicklungsneurologische Mechanismen, einschließlich neurologischer Plastizität während der frühen Entwicklung, könnten die individuelle Unterschiede bei dieser Fähigkeit unterstützen.

Welpen gegenüber erwachsenen Hunden würden einen gewissen Vorteil beim Erlernen von Spielzeugnamen haben.
Nach der erfolgreichen Trainingsreihe würden sich die Leistungen von den „naiven” Hunden und WK-Hunden bezüglich des Erlernens neuer Objektnamen nicht mehr unterscheiden.

Quelle:

Fugazza, C., Dror, S., Sommese, A. et al. 2021. Word learning dogs (Canis familiaris) provide an animal model for studying exceptional performance. In: Sci Rep 11. 14070.

https://doi.org/10.1038/s41598-021-93581-2

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