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Wissen Hunde was sie tun/getan haben?

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Episodisches Gedächtnis der Hunde

Das episodische Gedächtnis (eine Subkomponente des deklarativen Langzeitgedächtnisses) ermöglicht uns Menschen den Abruf vergangener Erfahrungen, die in einer bestimmten Situation zu einem bestimmten Zeitpunkt gebildet wurden. Für die erinnernde Person bedeutet dies, sich selbst als Beteiligte/n an einem vergangenen Geschehen bzw. an eigenen Handlungen zu erfahren (Selbstwahrnehmung).

Haben auch Hunde ein episodisches Gedächtnis?

Die Untersuchung der mentalen Repräsentationen (Darstellung und Speicherung von Wissen im Gehirn) eigener Handlungen ist bei nonverbalen Arten (z. B. Tieren) eine große Herausforderung, da sie selbst nicht beantworten können, ob sie sich daran erinnern, was sie eben getan haben. Die Ethologen der ELTE-Universität (Budapest, Ungarn) haben jedoch eine Methode entwickelt, um ungeachtet dessen eine Antwort erhalten zu können.
Während der Untersuchungsreihe wurden zehn Hunde in einem speziellen Training darauf trainiert, ihre vorherigen Handlungen auf Kommando zu wiederholen: Der Besitzer gab ein dem Hund bereits bekanntes Kommando (z. B. „Spring!”) und gab dann ein Wiederholungskommando („Wiederhole!“), woraufhin der Hund erneut springen musste. Anfangs wurde das Wiederholungskommando nur in Kombination mit dem Hund bereits bekannten Kommandos verwendet.
Später, während der folgenden Testsituationen, wurden die Hunde angewiesen, solche Handlungen zu wiederholen, die vorher zusammen mit dem Wiederholungskommando noch nicht geübt wurden. So lässt sich die Frage beantworten, ob Hunde sich daran erinnern, was sie vorher getan haben.
Die Forscher untersuchten auch, ob Hunde ihre alltäglichen (ohne Kommando ausgeführten) vergangenen Handlungen wiederholen können:
Während des Tests las der/die Besitzer*in etwas auf der Couch und tat so, als würde er den Hund nicht beachten. Sobald der Hund eine klar definierbare spontane Aktivität ausführte (z. B. aus seinem Napf trank), gab der Besitzer sofort das Kommando „Wiederhole!”.
In einem anderen Testszenario wurden den Hunden unerwartet neue Gegenstände (Plüschtiere, Tierstatuen, Kisten und Puppen) gezeigt. Die Forscher nahmen dabei an, dass die Hunde mit diesen Objekten etwas aktiv unternehmen werden und sie diese Handlungen auf Kommando wiederholen können.

Erinnern sich Hunde tatsächlich an ihre eigenen Handlungen?

Während der Testphasen, wenn das Kommando „Wiederhole!“ unmittelbar nach der spontanen Aktion der Hunde ausgesprochen wurde, wiederholten die Hunde ihre vorherigen Handlungen mit 70-prozentigem Erfolg. Wenn das Wiederholungskommando später ausgesprochen wurde, waren die Hunde weniger erfolgreich, jedoch konnten sie nach einer Stunde immer noch einen 30/40-prozentigen Erfolg leisten.
Die Testsituationen wurden so gestaltet, dass die Hunde damit nicht gerechnet haben, dass ein Wiederholungskommando ausgesprochen wird. Deshalb konnten sie keine vorher gefertigten und bestätigten Handlungen benutzen und da es sich um eine spontane (und nicht um eine geübte) Aktion handelte, konnten sie sich bei deren Wiederholung nur auf ihr episodisches Gedächtnis verlassen.
Die Forschungsreihe bewies damit erstmals, dass Hunde sich ihrer Handlungen bewusst sind.
Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Komplexität und Entwicklung der Selbstwahrnehmung von Hunden zu verstehen. Darüber hinaus kann es vielleicht sogar unser allgemeines Denken über Hunde verändern: Wir wissen bereits, dass Hunde auch mentale Repräsentationen ihrer aktuellen Handlungen bilden. Demzufolge ist ihnen zumindest bis zu einem gewissen Grad bewusst, was sie tun/getan haben.

Quellen:

Fugazza, C., Pongrácz, P., Pogány, Á. et al. 2020. Mental representation and episodic-like memory of own actions in dogs. In: Sci Rep 10, 10449.

https://doi.org/10.1038/s41598-020-67302-0

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2022-08-25T12:37:48+02:00
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