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Leiden auch Hunde unter Demenz?

Hunde und Demenz - LakeDog Newstrail

Was die Forschung dazu sagt

Demenz ist eine Kombination von Symptomen, die mit dem Abbau bestimmter Gehirnfunktionen einhergehen. Es geht um den Verlust des Gedächtnisses und der Lernfähigkeit, eine Änderung des Denkens und Verhaltens sowie um eine Verschlechterung der Ausführung alltäglicher Aufgaben. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, wobei 5-8% der Menschen über 60 Jahre davon betroffen sind. Die häufigste Ursache für Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, für die es derzeit keine Heilung gibt.
Eine der Hauptschwierigkeiten in der Alzheimer-Forschung besteht darin, dass es keine Tiermodelle gibt, in denen die Krankheit spontan (d. h. ohne Laborbedingungen) wie beim Menschen auftritt. Unter Laborbedingungen können die genetische Komplexität des Menschen oder die Umwelteinflüsse, denen er ausgesetzt ist, nicht widergespiegelt werden.
Familienhunde scheinen jedoch ein spannendes neues Modell in der Alternsforschung zu sein: Sie teilen die Umgebung mit uns, sind von ähnlichen Risikofaktoren betroffen, genetisch vielfältig und altern bis zu zehnmal schneller als Menschen. Noch wichtiger ist jedoch, dass einige Hunde im Senioren-Alter eine spontane „Demenz” entwickeln.
Wenn ein älterer Hund seine normalen Schlafgewohnheiten ablegt, verminderte Lernfähigkeit, erhöhte Angst, und zielloses Umherlaufen zeigt, können das erste Anzeichen eines kognitiven Verfalls sein. Diese Krankheit lässt sich anhand eines Fragebogens relativ zuverlässig diagnostizieren, eine Punktzahl über 50 Punkten weist auf eine kognitive Dysfunktion hin.
Eines der molekularen Merkmale der Alzheimer-Krankheit ist die Ablagerung von Beta-Amyloid-Peptid (Aβ42) im Gehirn. Das Peptid Aβ42 wird auch im Hunde-Gehirn produziert.
📊🔎 Eine amerikanisch-ungarische Forschungsgruppe hat untersucht, ob das Aβ42-Level mit dem kognitiven Status und dem Alter des Hundes zusammenhängt. Eine neue Untersuchungsmethode wurde entwickelt, um das Aβ42-Level sowohl im Gehirn als auch in der Rückenmarkflüssigkeit zu messen. Die Proben stammen von der 2017 gegründeten Hunde Gehirn- und Gewebebank (ELTE Universität, Budapest).
ℹ️ Es gibt ein Spendenprotokoll für Hundebesitzer, die in Absprache mit ihrem Tierarzt freiwillig den Leichnam ihres aus natürlichen Gründen oder nach tierärztlich begründeter Euthanasie verstorbenen Hundes zur Verfügung stellen. In der Gewebebank lagern ungarische Forscher die verschiedenen Gewebeproben in speziellen Gefrierschränken. Darüber hinaus wird die frühere kognitive Leistungsfähigkeit der Hunde umfassend dokumentiert. Dieses System ermöglichte es dem amerikanisch-ungarischen Forschungsteam, histologische und molekulare Daten mit Verhaltensparametern zu vergleichen.
🆕ℹ️ Sie fanden dabei in allen drei untersuchten Hirnregionen (präfrontaler Kortex, temporaler Kortex, Hippocampus/entorhinaler Kortex) eine signifikante positive Korrelation zwischen Aβ42 und dem Alter, d. h. je älter der Hund ist, desto höher wird das Aβ42-Level in seinem Gehirn. Das Aβ42-Level war außerdem mit dem Ausmaß der kognitiven Dysfunktion verbunden.
Der Zusammenhang zwischen kognitiver Beeinträchtigung und Aβ42-Leveln weist darauf hin, dass dem kognitiven Verfall bei Hunden ein ähnlicher Mechanismus wie beim Menschen zugrunde liegt.
Die meisten der untersuchten Hunde wurden gemäß dem Fragebogen zum kognitiven Verfall noch nicht als „dement“ eingestuft, geringfügige Verhaltensänderungen können aber wie beim Menschen den Beginn der Krankheitsentwicklung vorhersagen. Aβ42 und andere relevante Marker können laut Humanforschung auch Jahre oder sogar Jahrzehnte vor dem Auftreten klinischer Symptome nachgewiesen werden.
Der Zusammenhang zwischen Aβ42-Leveln in Hundegehirnen und kognitiven Werten bestätigt, dass Familienhunde die genetische und umweltbedingte Vielfalt, die bei der Entwicklung einiger Krankheiten eine wichtige Rolle spielen kann, gut modellieren können. Es scheint daher vielversprechend zu sein, in der Zukunft Hunde in die Alzheimer-Forschung einzubeziehen. Natürlich kann diese Forschung nicht nur für uns Menschen hilfreich sein, sondern sie trägt auch dazu bei, die gesunde Lebensdauer unserer Vierbeiner zu verlängern.

Quelle:

Urfer, S.R., Darvas, M., Czeibert, K. et al. 2021. Canine Cognitive Dysfunction (CCD) scores correlate with amyloid beta 42 levels in dog brain tissue. In: GeroScience 43, 2379–2386. https://doi.org/10.1007/s11357-021-00422-1

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2022-08-25T12:37:46+02:00
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