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Lösungen gegen trennungsbezogene Verhaltensprobleme

trennungsbezogene Verhaltenprobleme - LakeDog Newstrail

Wenn der Hund alleine bleiben soll

Es ist eine natürliche Reaktion von Hunden, in Abwesenheit der Besitzer ein mäßiges Niveau von Stress zu erleben. Normalerweise sollte dieser milde Stress keine Tierwohl-Probleme verursachen. In einigen Fällen ist die Stressreaktion jedoch so intensiv, dass sie als Verhaltensproblem angesehen werden kann.
SRP (Separation related problems = trennungsbezogene Probleme) ist der Überbegriff für stressbedingtes Verhalten während (oder auch bevor) der Separation.

 

Welche Lösungsansätze werden angeboten?

Ein gemeinsames Element der am meisten vorgeschlagenen Therapien ist die Desensibilisierung des Hundes in Bezug auf die Handlungen, die passieren, kurz bevor der Besitzer das Haus verlässt (z. B. Schuhe anziehen, Jacke anziehen, Schlüsselbund aufzeigen).
Oft wird angeraten, dem Hund ein sicheres Kauspielzeug wie beispielsweise einen gefüllten KONG zu geben. Diese können sich jedoch leicht zu einem Warnzeichen für die bevorstehende Trennung umkehren, wenn wir nicht vorsichtig genug sind.
Den Hund zu ignorieren, in der Hoffnung, dass dadurch die Hyperanhaftung reduziert wird, kann ebenfalls zu Problemen führen: wenn die Kontaktsuche z. B. auf einer unsicher-ambivalenten Bindung beruht, kann diese Art des Trainings die Unsicherheit des Hundes noch verstärken.

Mit konditionierter Entspannung werden wir wahrscheinlich keine Schäden anrichten. Diese kann die Angst reduzieren und auch die Frustrationstoleranz erhöhen.

Wirksame Lösungen zu finden ist in der Praxis also keine leichte Aufgabe, denn erfolgreich kann das Problem nur dann behandelt werden, wenn wir die konkreten, individuellen Ursachen dafür kennen.

Auch in der Wissenschaft gibt es hierzu keine einheitliche Betrachtungsweise.

Es gibt keine allgemeingültigen Definitionssysteme und durchgeführte Studien konzentrieren sich lediglich auf die Beschreibung der Ansammlung von Anzeichen/Verhaltensauffälligkeiten. Die Forschungsergebnisse beleuchten zwar die Komplexität des Phänomens, geben jedoch keinen Aufschluss über die kausalen Zusammenhänge zwischen dem Ergebnis an sich und dem dazu führenden auslösenden Hintergrund.

Aber warum sind die Ursachen von Trennungsstress so schwer zu beschreiben?

Die Erkenntnisse einer neuen Studie können uns dabei auf die Spur helfen:
Der mögliche Zusammenhang zwischen verschiedenen inneren Zuständen und dem Verhalten des Hundes in Abwesenheit des Besitzers wurde neulich mit einer kombinierten Methode untersucht.

Forscher haben zuerst mit Hilfe eines Online-Fragebogens das allgemeine Ängstlichkeit- und Frustrationstoleranz-Profil (bezüglich anderer Alltagssituationen) der Hunde erstellt. Danach haben sie die Hunde in einer Indoor-Trennungssituation getestet, um ihr Trennungsverhalten zu beschreiben.
Abschließend suchten sie nach Zusammenhängen zwischen dem allgemeinen Ängstlichkeits-, Frustrations- und dem Trennungsverhalten.
Sie fanden heraus, dass Hunde, die ängstlicher sind, während des Verhaltenstests früher und häufiger jammerten, aber nicht bellten.

– Allgemein angespanntere/unruhigere Hunde zeigten die Tendenz früher zu bellen als die gelasseneren Artgenossen.

– Entspanntere Hunde zeigten weniger Fluchtversuche (z. B. Kratzen an der Tür).

– Hunde, die eine stärkere Bindung zu ihrem Halter haben, bellten häufiger und früher und sie hatten auch häufiger und früher an der Tür gekratzt.

– Hunde, die in anderen Situationen ein aggressives Verhalten z. B. Ressourcenverteidigung zeigen, versuchten aktiver und energischer aus dem Raum herauszukommen.

– Hunde mit vom Besitzer gemeldeten Phobien jammerten und kratzten an der Tür, bellten zwar selten, aber zeigten viele Fluchtversuche.

– Hunde, die empfindlicher auf angstauslösende Reize reagieren, zeigten in den Untersuchungen auch eine spezifische Verhaltensreaktion auf Trennung: diese – Hunde neigten dazu, mehr zu jammern, aber sie bellten selten.

Die Forscher konnten in dieser Versuchsreihe feststellen, dass Fluchtverhalten mehr mit Frustration als mit Angst in Verbindung steht, jedoch ebenso panische Reaktionen nach sich ziehen kann.

Wichtig zu wissen ist, dass Hunde während einer längeren Trennungsphase eine dynamische Veränderung ihres inneren Zustands erfahren können. Ihre individuelle Neigung zu einer fast sofortigen angst- oder frustrationsgetriebenen Reaktion kann zu sehr unterschiedlichen Reaktionen selbst im Rahmen einer kurzen Trennungsperiode führen.

Um eine Behandlungsstrategie entwickeln zu können, sollte deshalb das individuelle Verhaltens-Profil des Hundes mit einbezogen werden. Besonders wichtig ist dabei die Beschreibung anderer Kontexte, in denen der Hund emotional ähnliche Zustände erlebt, wie während einer Trennung.

Quelle:

Lenkei, R., Faragó, T., Bakos, V. et al. (2021). Separation-related behavior of dogs shows association with their reactions to everyday situations that may elicit frustration or fear. In: Sci Rep 11, 19207. https://doi.org/10.1038/s41598-021-98526-3

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2022-03-12T08:34:09+01:00
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